Elektrostimulation – Eine Behandlungsmethode zur Verbesserung des Sehvermögens

Die Therapie ist speziell für Patienten entwickelt worden, die aufgrund von Glaukom oder anderen Erkrankungen des Sehnervs von Gesichtfeldausfällen betroffen sind.

Die Eyetronic-Therapie basiert auf der Erkenntnis, dass bei einer Schädigung des Sehnervs (N. opticus) das Gewebe nicht immer vollständig zerstört wird. Viele Zellen überleben, sind aber in ihrer Funktion gestört bzw. inaktiv. Dadurch kommt es bei dem Betroffenen zu Sehstörungen bis hin zu sehr eingeschränktem Sehvermögen.

In der Augenheilkunde können seit einiger Zeit Krankheitsbilder wie beispielsweise Grüner Star (Glaukom) und der Augeninfarkt (AION, Anteriore ischämische Optikusneuropathie) mittels Elektrostimulation behandelt werden. Bei diesen Erkrankungen sind Nervenzellen der Netzhaut im Auge betroffen, sogenannte Ganglienzellen, deren Nervenfasern den Sehnerven bilden

Die Optikusnerv-Stimulation (ONS) setzt hier an.

Wenn die Ganglienzellen im Auge noch nicht untergegangen sind und ihre Struktur noch erhalten ist, kann verlorengegangenes Sehvermögen teilweise wiederhergestellt werden

Eine Reaktivierung dieser inaktiven Zellen ist das Ziel dieser Therapie.

Exkurs: Skotom (Gesichtsfeldausfall)

 

Unter Skotom (altgriechisch: skotos „Dunkelheit“) versteht man einen teilweisen oder vollständigen Ausfall des Gesichtsfeldes durch eintretende Sehstörungen. Als Gesichtsfeld wird der Bereich bezeichnet, den man beim geradeaus Schauen ohne Bewegung der Augen optisch erfasst. Skotome zeigen sich häufig durch unscharfes Sehen, plötzliche Farbveränderungen, Lichtblitze oder dunkle Flecken. Im weit fortgeschrittenen Stadium können Betroffene nur noch Umrisse ihrer Umgebung wahrnehmen und im schlimmsten Falle kann eine Erblindung die Folge sein.  Bei einem plötzlich oder zum ersten Mal auftretenden Gesichtsfeldausfall  handelt es sich um einen augenärztlichen Notfall! Suchen Sie bitte direkt einen Arzt auf!

Die Eyetronic-Therapie

Unter Elektrostimulation versteht man allgemein die Reizung diverser Regionen des menschlichen Körpers durch extern angelegte elektrische Felder.

Was unangenehm klingt ist seit Jahrzehnten überall dort im Einsatz, wo eine Reizweiterleitung zur Muskulatur nicht mehr gewährleistet ist und eine aktive Ansteuerung nicht oder nur geringfügig möglich ist z.B. bei multipler Sklerose, Querschnittlähmung oder bei einem Bandscheibenvorfall.

Die wohl erfolgreichste und bekannteste Anwendung von implantierten Stimulationsgeräten ist der Herzschrittmacher.

Mit dem gezielten Einsatz von leichtem, individuell auf den Patienten abgestimmtem Wechselstrom regt die Eyetronic® Therapie den Stoffwechsel der Nervenzellen an, um die Wiederherstellung der Funktion zu fördern und einen weiteren Zellabbau zu verhindern.

Die nicht invasive Eyetronic® Therapie kann durch diese neuroprotektiven und neuroregenerativen Prozesse Gesichtsfeldausfälle zumindest teilweise rückgängig machen und das Voranschreiten der Erkrankung verzögern.

 

TIPP: Je früher mit einer Behandlung begonnen wird, desto höher sind die Erfolgschancen.

Für wen ist die Therapie geeignet?

Sie haben Gesichtsfeldausfälle weil Sie an einem Glaukom leiden? Ihnen fehlt ein Teil vom Gesichtsfeld weil sie einen Schlaganfall oder ein anderweitiges Krankheitsbild erlitten haben?

Die Therapie ist für Patienten sowohl im Anfangs- als auch im Spätstadium der genannten Pathologien geeignet.

Wie läuft die Therapie ab?

Die Therapie umfasst zehn Sitzungen von je 70-90 Minuten inkl. Vorbereitung, die an zehn aufeinander folgenden Arbeitstagen durchgeführt werden. Dabei wird über eine spezielle Brille der Sehnerv elektrisch über vier kleine Elektroden stimuliert. Der Therapeut passt die Behandlung individuell auf den Patienten an und überwacht auf einem Monitor den Therapieverlauf.

Wie wirksam ist die Therapie?

Die Behandlung wird seit 2014 in ausgewählten Zentren in Deutschland, der Schweiz und Italien erfolgreich angeboten (weitere Zentren folgen).

Durch die Behandlung sollen erkrankte und nicht abgestorbene Ganglienzellen der Netzhaut wieder in die Lage versetzt werden, Lichtreize des Auges an das Gehirn weiterzuleiten. Da aber das Schädigungsausmaß vor der Therapie nicht genau bestimmt werden kann, lässt sich der Anteil der zurückgewonnenen Funktionen nicht voraussagen.

Bisherige Studienergebnisse zeigen bei Patienten mit Optikusneuropathien eine messbare Verbesserung des Gesichtsfeldes.  Ein Effekt kann frühestens nach einigen Wochen beurteilt werden. Es wird empfohlen, eine Bestimmung des Gesichtsfeldes mittels Schwellenperimetrie etwa drei Monate nach der Optikusnerv-Stimulation durchzuführen und mit dem Ausgangsbefund zu vergleichen.

TIPP: Gehen Sie regelmäßig zur augenärztlichen Vorsorge. Ihr Augenarzt auf einfache Weise erkennen, ob eine Schädigung des Sehnervs vorliegt.  Eine Therapie kann dann schnellst möglich beginnen. 

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?

Es wurden keine ernsten Nebenwirkungen beobachtet. Selten berichten Patienten jedoch über temporäre

  • leichte Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen nach den ersten Behandlungen
  • Leichter Schwindel
  • Müdigkeit
  • Temporäre Blutdruckschwankungen

Was kostet eine Behandlung?

Bei der Therapie handelt es sich um ein neues Verfahren. Daher gibt es noch keine geregelte Erstattung der Kosten durch die gesetzliche Krankenversicherung. Die Kosten für einen Behandlungszyklus belaufen sich derzeit auf etwa € 4.000. In einigen Fällen konnte eine Erstattung erzielt werden.

Bitte beachten Sie jedoch, dass die Therapie nicht allen Patienten gleichermaßen helfen kann. Jeder Patient reagiert unterschiedlich auf die Therapie und wie bei jedem anderen medizinischen Verfahren gibt es leider keine Erfolgsgarantie.

Sollte diese Behandlungsmethode für Sie in Betracht kommen, zögern Sie bitte nicht und sprechen Sie mit Ihrem Augenarzt oder nutzen Sie unseren Ärztefinder mit Zentren in Ihrer Nähe.

Hier entsteht bald ein Ärztefinder!