Unter Glaukom („Grüner Star“) wird eine Gruppe von Augenkrankheiten verstanden, die – wenn sie unbemerkt bleiben – dauerhaft den Sehnerv schädigen und das Sehvermögen einschränken können. Es kommt zu Gesichtsfeldausfällen. Unbehandelt kann eine Glaukomerkrankung zur Erblindung führen.
Hauptrisikofaktor: Erhöhter Augeninnendruck
Der Hauptrisikofaktor für die Entstehung eines Glaukoms ist ein zu hoher Augeninnendruck.
Nur eine Untersuchung beim Augenarzt kann klären, ob bei Ihnen ein Glaukomrisiko besteht.
Der kugelförmige Augapfel (Bulbus oculi) beschreibt umgangssprachlich das Auge. Er ist unterteilt in diverse Gewebeschichten und Muskeln. Man unterscheidet zwei mit Kammerwasser gefüllten Augenkammern die vordere liegt vor, die hintere hinter der Iris. Der hintere Augenkammer, macht mit dem gallertartigen Glaskörper, den größten Teil des Volumens aus. Das Kammerwasser ernährt und stabilisiert das Auge – ähnlich der Luft in einem Ball – und erzeugt im Auge einen bestimmten „Augeninnendruck“ – ähnlich dem Luftdruck. Für einen stabilen und gesunden Augeninnendruck ist es wichtig, dass gleich viel Kammerwasser durch den sogenannten Schlemm’schen Kanal abfließen kann wie gebildet wird. Bei der häufigsten Glaukomform (dem Offenwinkel-Glaukom) ist der Abfluss des Kammerwassers aus dem Auge gestört. Dadurch steigt der Druck im Auge an und kann zu irreparablen Schädigungen des Sehnerves (Nervus opticus) , der sich am hinteren Augenpol befindet und für die Weiterleitung von visuellen Informationen an das Gehirn verantwortlich ist. Wird dieser geschädigt kommt es zu Beeinträchtigungen des Sehens und im schlimmsten Falle zu einer Erblindung.
Risikofaktoren des Grünen Stars
Das Glaukom als multifaktorielle Erkrankung
Die zwei wichtigsten Risikofaktoren, die nur in einer augenärztlichen Untersuchung beurteilt werden können, sind:
- Ein erhöhter Augeninnendruck und
- Eine Abweichung von der normalen Durchblutung des Sehnervs und der Netzhaut (Retina).
Weitere Risikofaktoren
- Alter: Menschen fortgeschritten Alters erkranken häufiger als Junge.
- Genetische Belastung: Glaukomerkrankungen in der Familie erhöhen das Risiko.
- Höhere Kurzsichtigkeit (Myopie): Kurzsichtige ab -5 Dioptrien haben ein höheres Risiko.
- Hornhautdicke: Eine zu dünne oder zu kräftige Hornhaut können die Messung des Augeninnendrucks verfälschen.
- Migräne und Schlaf-Apnoe-Syndrom: Diese Leiden deuten oft auf eine Glaukomerkrankung hin.
- Grunderkrankungen wie z.B. Arteriosklerose, Diabetes mellitus, erhöhter oder zu niedriger Blutdruck.
Die Behandlung des Grünen Stars
Das Glaukom ist eine schleichende Krankheit, die viele Jahre vom Patienten nicht bemerkt wird. Wenn sich die Schädigung des Sehnervs bemerkbar macht, ist die Erkrankung bereits weit fortgeschritten. Die dann feststellbaren Ausfälle im Gesichtsfeld können nicht mehr geheilt werden. Die frühzeitige Erkennung des Glaukoms durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt und die Behandlung des Glaukoms können jedoch eine Verschlechterung des Sehens meist verhindern.
Es gibt gut wirksame Medikamente in Form von Augentropfen, die – wenn sie regelmäßig und nach Verordnung angewendet werden – den Augeninnendruck senken und die Glaukomentwicklung aufhalten können. Die Anzahl der Medikamente und die Häufigkeit der täglichen Anwendung hängen vom Stadium der Glaukom-Erkrankung ab.
Es kommt vor, dass die drucksenkende Wirkung der Glaukom Tropfen nicht ausreichend ist – z.B. bei unregelmäßiger Einnahme. Außerdem können Glaukom Medikamente – obwohl sie nur in das Auge getropft werden – Nebenwirkungen hervorrufen, die ein Absetzen der Tropfen notwendig machen. In diesen Fällen könnte ein operativer Eingriff notwendig sein, um weitere Schäden zu vermeiden. Es gibt eine Reihe von operativen Methoden zur Behandlung des Glaukoms. Welche Methode der Operateur anwendet hängt unter anderem vom Schweregrad der Erkrankung und von der persönlichen Situation des Patienten ab.
Behandlungsoptionen
1.Lasertrabekuloplastik (SLT/ALT)
Bei der nicht-invasiven Lasertabekuloplastik wird das Trabekelmaschenwerk im Kammerwinkel mittels Laser beschossen. Bei der Argon Laser Trabekuloplastik wird unter lokaler Betäubung in das Trabekelmaschenwerk geschossen, um den Abfluss dauerhaft zu verbessern. Hierbei wird ein Teil des Gewebes dauerhaft zerstört. In den letzten Jahren jedoch ist die selektive Lasertrabekuloplastik (SLT) in den Vordergrund getreten.
Hier wird mit weniger Energie und selektiv das Trabekelmaschenwerk bestrahlt, um einzelne Partikel zu lösen und so den Abfluss wieder zu gewährleisten. Diese Therapie ist wesentlich schonender und wiederholbar, da kein Gewebe zerstört wird. Die Therapie ist daher für Patienten geeignet, die eine Unverträglichkeit gegenüber Medikamenten aufweisen oder sich in der Vergangenheit bereits einer ALT unterzogen haben. Beide Methoden kommen beim Offenwinkelglaukom zum Einsatz.
2. Trabekulektomie / Trabekulotomie
Bei der Trabekulektomie handelt es sich um eine der häufigsten Glaukom-Operationen zur Senkung des Augeninnendrucks. Bei dieser Therapie wird eine Sonde am Schlemm-Kanal platziert und das Trabekelwerk mittels einer Sonde aufgespreizt Dabei wird ein „künstlicher“ Abflussweg für das Kammerwasser geschaffen, sodass es unter die Bindehaut in ein sogenanntes Sickerkissen abfließen kann.
Die Trabekulektomie ist eine invasive Operationsmethode. Mögliche Komplikationen sind unter anderem ein zu niedriger Augeninnendruck (Hypotonie), Blutungen, Entzündungen, Infektionen oder eine spätere Vernarbung des Sickerkissens.
3. Iridektomie und Laser-Iridotomie
Bei diesen Verfahren wird ein kleines Loch mit einem YAG-Laser in die Regenbogenhaut (Iris) geschossen, um einen Durchgang zwischen Vorder- und Hinterkammer zu ermöglichen. Dies wird dann durchgeführt, wenn ein Engwinkelglaukom vorliegt und die Gefahr eines Winkelblocks (Glaukomanfall) besteht. Die geschieht entweder in der Augenarztpraxis oder während der grauen Star-OP (mit einer Pinzette o.ä.). Oftmals wird dies auch bei Berufsgruppen präventiv durchgeführt, die hohen Druckunterschieden ausgesetzt sind (z.B. Piloten, Taucher).
4. Zyklophotokoagulation
Diese Methodik wird ebenfalls mit einem Laser ambulant durchgeführt. Unter Hitzeeinwirkung wird der Ziliarkörper, welcher für die Kammerwasserproduktion verantwortlich ist, verödet. Die Kammerwasserproduktion wird reduziert und der Augeninnendruck sinkt. Diese Option wird dann angewendet, wenn alle anderen Verfahren keinen Erfolg hatten.
Neue Therapieformen
Die Elektrostimulation
Die Therapie ist speziell für Patienten entwickelt worden, die aufgrund von Glaukom oder anderen Erkrankungen des Sehnervs von Gesichtfeldausfällen betroffen sind.
Die Eyetronic-Therapie basiert auf der Erkenntnis, dass bei einer Schädigung des Sehnervs (N. opticus) das Gewebe nicht immer vollständig zerstört wird. Viele Zellen überleben, sind aber in ihrer Funktion gestört bzw. inaktiv. Dadurch kommt es bei dem Betroffenen zu Sehstörungen bis hin zu sehr eingeschränktem Sehvermögen.
In der Augenheilkunde können seit einiger Zeit Krankheitsbilder wie beispielsweise Grüner Star (Glaukom) und der Augeninfarkt (AION, Anteriore ischämische Optikusneuropathie) mittels Elektrostimulation behandelt werden. Bei diesen Erkrankungen sind Nervenzellen der Netzhaut im Auge betroffen, sogenannte Ganglienzellen, deren Nervenfasern den Sehnerven bilden
Die Optikusnerv-Stimulation (ONS) setzt hier an.
Wenn die Ganglienzellen im Auge noch nicht untergegangen sind und ihre Struktur noch erhalten ist, kann verlorengegangenes Sehvermögen teilweise wiederhergestellt werden
Eine Reaktivierung dieser inaktiven Zellen ist das Ziel dieser Therapie.
Erfahren Sie mehr über die Eyetronic-Therapie unter Elektrostimulation.