Hyperopie

Weitsichtigkeit ist eine Form der Fehlsichtigkeit, welche in der Medizin auch Hyperopie genannt wird. Weitsichtige Menschen sehen in der Nähe unscharf. Je weiter ein Objekt dann vom Auge entfernt wird, desto schärfer wird es. Bei einer Weitsichtigkeit ist der Augapfel im Vergleich zur Brechkraft der Linse zu kurz. Oder die Brechkraft von Hornhaut und Augenlinse ist zu gering, im Vergleich zur Länge des Auges. Das hat zur Folge, dass die Lichtstrahlen nicht auf der Netzhaut, sondern theoretisch erst dahinter gebündelt werden. Dadurch entsteht auf der Netzhaut ein unscharfes Bild (siehe Abbildung). Bei einem normalsichtigen Auge werden die Lichtstrahlen so gebrochen, dass ein scharfes Bild exakt auf der Netzhaut entsteht.

Die Ursachen der Weitsichtigkeit

Jedes Kind wird weitsichtig geboren. Dies gehört zur normalen Physiologie des Auges. Zu beginn ist für den Säugling alles wichtig, was nah bei Ihm passiert, also hat die Natur uns ermöglicht hier direkt scharf zu sehen. Sehen in andere Entfernungen muss erst erlernt werden. Im laufe des Wachstums wird das Auge üblicherweise länger bis eine „Normalsichtigkeit“ entsteht. So werden nach und nach alle Entfernungen des Sehens erschlossen. Das erlernen des Sehens, also auf verschiedene Entfernungen scharf zu stellen, ist mit dem 4. Lebensjahr abgeschlossen. Wächst das Auge aus verschiedenen Ursachen weiter, kann auch eine Kurzsichtigkeit entstehen. Wächst es nicht lang genug, bleibt eine Hyperopie erhalten. Es gibt keine Möglichkeit für den Einzelnen seine Weitsichtigkeit zu „vermeiden“. Auch eine Vorsorge ist nicht möglich. Die Fehlsichtigkeit kann aber mit verschiedenen Mitteln korrigiert werden. Im Alter entsteht, durch die Versteifung der Augenlinse bedingt, eine so genannte Alterssichtigkeit. Sie wird medizinisch/therapeutisch von der angeborenen Weitsichtigkeit abgegrenzt. Sie soll daher auch separat erläutert werden. Weitere Ursachen sind selten. Eine Operation bei Grauem Star, bei der keine Kunstlinse eingesetzt wurde, verursacht eine sehr starke Weitsichtigkeit.

Ist Weitsichtigkeit erblich?

Ja, das trifft sogar auf die meisten Fälle von Weitsichtigkeit zu.

TIPP: Kinder weitsichtiger Eltern sollten regelmäßige Früherkennungstermine beim Augenarzt wahrnehmen. Da das junge Auge über eine starke Akkomodationsfähigkeit (Anpassungsfähigkeit an Entfernung) verfügt, kann sich Weitsichtigkeit erst im Laufe des Heranwachsens bemerkbar machen.

Umgekehrt gilt aber auch: Da sich der Augapfel im Laufe des Heranwachsens durch Wachstum verändert, kann sich die Weitsichtigkeit bis zum Erreichen des Erwachsenenalters verbessern.

Welche Symptome treten bei Weitsichtigkeit auf?

– UNSCHÄRFE

Objekte in der Nähe können von Weitsichtigen ohne Hilfsmittel nicht scharf gesehen werden. Bei Kindern bemerkt man oft ihre Weitsichtigkeit erst, wenn sie zur Schule kommen und schwer lesen lernen bzw. in den vorderen Reihen den Tafelaufschrieb nicht erkennen können.

– KOPFSCHMERZEN, AUGENSCHMERZEN

Die Augenlinse wird durch Muskelarbeit (Ziliar-Muskel im Auge) in ihrer Form verändert. Dieser Vorgang dient eigentlich der Fern- und Naheinstellung des Bildes (Akkomodation). Junge Menschen können damit auch Weitsichtigkeit korrigieren. Das bedeutet aber eine permanente Anstrengung des Auges. Insbesondere bei intensiver Nahanpassung kann es so zur Entwicklung von Spannungskopfschmerzen, Schwindel und Ermüdung kommen. Auch Entzündungen und Augenbrennen können auftreten.

– GLAUKOMRISIKO

Bei weitsichtigen Menschen besteht leider ein erhöhtes Glaukomrisiko. Ein Glaukom entsteht meist durch eine Erhöhung des Augeninnendrucks, welcher häufig durch einen verminderten Abfluss des Kammerwassers ausgelöst wird.

TIPP: Lassen Sie regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch Ihren Augenarzt durchführen (etwa einmal pro Jahr).

Behandlung der Weitsichtigkeit

Der Augenarzt bestimmt mit Messinstrumenten die Brechkraft des Auges und damit die Stärke der Weitsichtigkeit. Bei Kindern ist es erforderlich, die Akkommodation kurzzeitig mit Augentropfen auszuschalten, um objektive Messwerte zu erhalten. Heute stehen dem Augenarzt verschiedene Möglichkeiten der Korrektur einer Hyperopie zur Verfügung.

Brille

Bei Korrektur mit einer Brille wird die Weitsichtigkeit mit einem speziell gekrümmten Brillenglas (Sammellinse, konvexe Linse) korrigiert. Sie verstärkt die Brechkraft der eigenen Augenlinse und führt dazu, dass ein Objekt auf der Netzhaut scharf abgebildet wird (nicht dahinter!). Die Stärke der Brillengläser wird in der Einheit „Dioptrien“ mit Plus angegeben.

Kontaktlinsen

Es besteht auch die Möglichkeit Kontaktlinsen angepasst zu bekommen, um scharf und brillenfrei zu sehen. Nach Vermessung der Brechkraft des Auges, der Hornhautoberfläche und der Untersuchung des Auges wählt der Augenarzt oder Augenoptiker die geeignete Kontaktlinse aus und passt sie an. Kontaktlinsen können bei richtiger Handhabung und Pflege über viele Jahre problemlos getragen werden. Eine Ersatzbrille sollte dennoch vorhanden sein. TIPP: Eine regelmäßige Kontrolle der Augen und vorschriftsmäßige Kontaktlinsenpflege erhalten die Augengesundheit und den Spaß am Kontaktlinsentragen.

Operationsverfahren

Die so genannten refraktiven Operationsverfahren haben heutzutage einen hohen Qualitätsstandard erreicht. Abhängig von der Ausprägung der Weitsichtigkeit kann der Augenarzt auch eine geeignete Operationsmethode empfehlen. Dafür sind eine umfassende Untersuchung des Auges und eine kompetente Aufklärung notwendig.

Es gibt die Femto-LASIK auch für weitsichtige Augen, nicht nur bei Myopie (Kurzsichtigkeit). Hier wird die Hornhaut mittels Laser bearbeitet. Mit einer phaken Linse, sozusagen einer implantierbaren Kontaktlinse, wir eine Korrekturlinse zusätzlich zur natürlichen Linse eingesetzt.

Nach einem solchen Eingriff benötigt man für alltägliche Sehaufgaben weder Brille noch Kontaktlinse.